15.04.2013

Montag-Nachmittag

Montag
Ein sehr kleiner Raum. John Butcher sitzt an seinem Schreibtisch. Er raucht und knibbelt genervt an seinen Fingernägeln.
Sein Gesicht wirkt müde und eingefallen. Er scheint auf jemanden zu warten.

Die Gegensprechanlage knarzt: "Mr. Butcher?"
John, drückt hektisch seine Zigarette in den Aschenbecher: "Ja?"
Gegensprechanlage: "Ich habe hier Jeff Slater am..."
John unterbricht sie harsch: "Schicken Sie ihn rein!"
Gegensprechanlage: "Das geht nicht Sir."
John: "Warum geht das nicht zur Hölle?"
Gegensprechanlage: "Nun ja, er hat angerufen, Sir. Ich könnte Ihn durchstellen. Wäre das in Ordnung?"
John: "Achso, ...  jaja, machen sie eben das."

Die Gegensprechanlage knarzt erneut. Butcher knibbelt einen letzten Fetzen loser Haut von seinem Daumen und starrt angespannt auf das Gerät. Das Neonlicht in seinem Büro startet ein leises flirren. Einer der Kondensatoren beginnt langsam sein Ableben vorzubereiten.

Mr Slater drohnt durch die Gegensprechanlage, so laut, dass John erschrocken zusammenzuckt: "Hallo Mr. Butcher! Hören Sie mich?"
John: Ja ich höre Sie Mr. Slater. Ich dachte sie wollen mich besuchen?!
Slater: Ja Butcher oder lassen sie mich John sagen. John. Es gibt Tage, John, da kommt einem einfach alles in die Quere. Tage an denen möchte man gar nicht erst das Bett verlassen. Kennen Sie solche Tage auch John?
John: Ja, die kenne ich Sir. Wenn sie sich häufen sollte man Urlaub nehmen.
John sammel kurz seine Gedanken: "Sir. Wenn ich mir die Frage erlauben darf. Was ist so dringend, dass sie gerade mich sprechen möchten? Ich meine, meine Abteilung C64-Schadeneingrenzung ist nunmal nicht unbedingt Thema für die Führun..."
Slater unterbricht ihn weltmännisch: "Schnickschnack Mr. Butcher ... John. Six Sigma. Ein Guter Geschäftsführer kennt jedes Detail seines Unternehmens."
John: "Da haben Sie recht Sir. Wie kann ich denn nun helfen?"
Slater: Nun Ja, Butcher ... es ist eine Kleinigkeit. John! Ich meine natürlich John! Ich komm dabei immer durcheinander, verzeihen sie. Es ist keine wilde Sache. Wie sie wissen, habe ich seit dem Attentat vor drei Wochen leichte Schwierigkeiten. Das gehen fällt mir schwer. Wussten Sie das?"
John: "Ja Sir, es war mir im Fernsehen aufgefallen."
Slater: "Richtig. Und als Führungskräft eines multinationalen Konzerns ist es etwas ungünstig nicht richtig laufen zu können. Peinlich, irgendiwie. Ich meine was sollen die Kunden denken?"
John: "Sir, ich verstehe nicht wohin das ganz ..."
Slater: "Mr. Butch. Ich hatte mir ihr Datenblatt angesehen, sie wissen, bei der Einstellung, die ärztliche Untersuchung. Mr. Butch, dabei ist es mir aufgefallen. Ich wollte sie daher natürlich auch persönlich fragen. Mr Butch, ich benötige ihre Beine."
John: "Meine was?"
Slater: "Ihre Beine! Ich meine, dass ist ja auch in ihrem Interesse."

Beide Schwiegen.

Slater: "Die Robotoreinheit ist bereits unterwegs. Das wird schnell und unbürokratisch erledigt sein, keine Sorge, den Rollstuhl spendiert die Firmkrrschz..."
John drückt auf den Gespräch-Beendet-Knopf. Er blickt nervös in seinem Zimmer umher und wählt kurzentschlossen seine Sekretärin an.
John bestimmend, deutlich: "Hören Sie, egal wer mich sprechen möchte, ich kann nicht. Auch wenn es der liebe Gott ist, ist das klar?

Einige Sekunden vergingen.

Gegensprechanlage: "Geht klar Sir."

John sprang panisch aus seinem Stuhl und durchsuchte sein würfelartiges, fensterloses Büro nach einem Ausweg. Kritisch betrachtete er die Deckenplatten. Wenn man sie abnehmen kann, könnte darunter genügend Platz zur Flucht verfügbar sein, stellte er fest.
Er kletterte auf seinen Tisch um sich die Platten genauer anzusehen. Nervös strich er sich seine Hose glatt bevor er zaghaft begann eine der Deckenplatten anzuheben.

POCK POCK POCK!!!! Klopfte es an der Tür.

John erschrak so sehr, dass ihm die Platte zusammen mit einer großen Ladung Staub zu Boden krachte. Aus dem Staub flüchteten panisch einige Seg-Spinnen die sich mittlerweile im gesamten Gebäude ausgebreitet hatten.
"Einen Moment, ich bin nicht angezogen!" rief er nervös in Richtung Tür. Gleichzeitig begann er damit sich langsam in die staubigen Eingeweide des Gebäudes zu ziehen. Viel Zeit bliebe ihm nicht mehr, bevor die Elektronengehirne das Zimmer stürmen würden.

Vor der Tür saß Jessica an ihrem Schreibtisch und warf einen gelangweilten Blick auf die beiden Robotoreinheiten. Klobige Kästen mit weißem Perlmutartigem Plastik überzogen. Da wo man nach dem Gesicht suchte hatte man nur eine kreisrunde schwarze Fläche verbaut um dahinter die üblichen Sensoren verbauen zu können. Diese Roboter waren nicht für zwischenmenschliche Interaktion konzipiert, sondern vielmehr für das erledigen fein vordefinierter Aufgaben. Der eine begann gerade damit, dass Türschloss von Mr. Butcher aufzubohren. Der Andere schien noch auf seinen Einsatz zu warten. Er hat eine merkwürdige Säge an seinem Funktionsarm befestigt.

Angeödet wand sie ihren Blick wieder auf ihren Holoschirm wo sie ihr Friendface-Profil aufgerufen hatte.

Sie hasste Montage.

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