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23.02.2015

Miss Marple Folge 74b

Madame Marple
Es war ein launiger Herbstmorgen, graue Wolken hingen am ebenso grauen Himmel. "Welch originelle Farbkombination", dachte sich Miss Marple, als sie mit ihrem altersschwachen Ellebogen die Gartentür des Hauses aufstieß. Ihr kleiner Dreibeindackel musste recht dringend urinieren und hatte sich aus lauter Verzweiflung gerade eben in ihrer Wade verbissen. Denn sie war trotz ihres Alters noch eine vielbeschäftigte Frau, was oft dazu führte, dass sie ihren kleinen, putzigen Mitbewohner schon mal mehrere Tage lang in der Besenkammer eingesperrt ließ.

Doch nun stand sie da, halb auf der Türschwelle, die faltige Haut dem kärglich bewachsenen Garten entgegengestreckt - was dem Befinden der Pflanzen nicht gerade zuträglich war. Schon oftmals hatte sie des Morgens in ihren verrosteten Briefkasten geschaut um sich anschließend durch einen Flut von Briefen ihrer, meist senilen, Verehrer zu kämpfen. Angesichts der schieren Menge von Lettern konnte bei der fehlsichtigen Madame nämlich wirklich keine Rede mehr von Lesen sein. Eher schon war es ein auf und Ab, ein Wogen von Umschlägen und billigem Printpapier, wie es in Altenheimen gewöhnlich den infantileren Insassen, inklusive einem Set aus bunten Wachsmalstiften, zur Verfügung gestellt wurde.

Alle paar Wochen war es dann schließlich wieder soweit: Unter all dieser Post befand sich dann auch ein kleiner, unauffälliger Umschlag von hellgrauer Erscheinung. Miss Marple, zwar vom Alter gezeichnet, jedoch immer noch agil, hatte von ihrer damaligen Spitzfindigkeit anscheinend nichts eingebüßt; Denn mit wenigen Handgriffen war sie imstande eben jenen Umschlag mit unglaublicher Sicherheit behende aus dem Kasten zu ziehen, selbst wenn er verborgen hinter all den andren in der letzten Ecke des Behälters schlummerte. Nicht umsonst war sie jahrelang Mitglied in mehreren Vereinen, wie unter anderem dem Oklahoma Fecht Club gewesen, so dass es ihr ein leichtes gewesen wäre, im Falle einer Hungersnot, die Familie von nebenan zu Schaschlik zu verarbeiten. Zumindest ihr weiteres Überleben wäre somit gesichert - was für sie, verständlicher Weise, an erster Stelle überhaupt stand. Sicherlich würden auch ihre Nachbarn die überaus nervigen Kinder nicht vermissen. Und sollten sie erst einmal aufgespießt auf dem Grill garen, dann könnte sie vielleicht sogar ein kleines, flottes Chachacha Tänzchen um die Feuerstelle wagen, wer wusste das schon genau...

Jedoch war nicht alles so erfreulich wie diese Aussichten, denn die kleinen grauen Umschläge bereiteten ihr immer noch großes, ja wenn nicht größtes Unbehagen. Schon wenn sie den massiven Brieföffner aus Kristall von der Vitrine nahm, überkam sie ein eisiger Schauer, der sich wie ein schmatzender Krankheitserreger vom Nacken herab durch die Falten ihrer Rückenhaut fraß. Wenn sich ihr behaarter Körper zu einer verkrampften Masse Fleisch und Knorpel zusammenzog, dann wusste sie: Es war wiedermal Post von Refizuhl.
Marktleiter Refizuhl, um genau zu sein. Dies war wohl die einzige Person, vor der selbst die beschlagene Miss Marple Respekt hatte - und davon eine ganze Menge. Obwohl sich ihr Respekt in den letzten Tagen eher in blanke Angst gewandelt hatte, da sie mit ihrer Lieferung von Gartenkräutern im Rückstand war und der letzte Brief Refizuhls nicht gerade in freundlichen Worten geschrieben worden war. Sie wußte genau, daß sie ihn auf keinen Fall enttäuschen durfte, auch um ihrer selbst willen. Denn ihr war schon von Anfang an klar gewesen, daß es nicht lohnte, sich mit diesem Herrn anzulegen. Vielleicht hatte sie auch sich selbst überschätzt, als sie den Vertrag über eine monatliche Kräuterlieferung unterschrieb, zumindest tauchten schon jetzt die ersten Probleme auf, welche sie nicht zu bewältigen im Stande war. Die Kräuter wollten einfach nicht mehr so gut und schnell wachsen, wie es anfangs der Fall gewesen war, obwohl sie sich äußerste Mühe gab und alle erdenklichen Methoden (z.B. Eigenkot-Therapie) ausprobierte, jedoch leider ohne den benötigen Erfolg.

Tief in solch depressive Gedanken versunken, stand Miss Emilia Marple auf der schäbigen Veranda ihres bescheidenden Anwesens und nahm beiläufig zur Kenntnis, dass ihre Windel mal wieder undicht zu sein schien. Ihrem kleiner Köter blieb dies nicht verborgen und so begann er hektisch den Urin von ihren Beinen zu lecken. Er hatte ja sonst nichts, außer vielleicht der Walmart Plastiktüte, auf der sich manchmal an regnerischen Tagen etwas Wasser sammelte - welch armseliges Dasein dies doch sein musste.

"Scheiß Arschloch Hund!" Zischte Miss Marple, die aufgrund der Hundezunge aus ihrem Tranceartigen Zustand erwacht war und nun den kleinen Fifi mit ihren spitzen 2cm Absätzen in die Lenden stach. "Da, Da und Da du Fellbündel voller Scheißdreck!". Mit einem Ausdruck des Ärgers und entsprechenden Hautverwerfungen im Gesicht, stolzierte sie zurück in ihr Haus, vor dessen Veranda sich ein blutender Dreibeindackel in grausamen Qualen wand.
Ungefähr 27 Minuten später war die alte Dame in der Diele angekommen und nochmal 14 Minuten verstrichen, bevor sie ihren Ohrensessel mit Blümchenmuster erreichen konnte. Ganz außer Atem schaute sie auf ihre Schweizertaschenkuckucksuhr. "Oh, mein Gott - nur 41 Minuten, das ist ein neuer Rekord! Emilia, Emilia du besserst dich, herzlichen Glückwunsch!", prostete sie sich zu, ihren halbverwesten Körper im Spiegel voller Wollust betrachtend. Mehr Plötzlich als auf lange Sicht, fiel ihr Blick auf den, neben dem Spiegel angebrachten Kalender. Für den diesen Tag gab es nur einen Eintrag - dafür allerdings in knallrotem Holzkohlestift geschrieben: "14:30 Uhr - Refizuhl".
Als sie dies sah, fiel sie vor Schreck zur Seite, stieß sich die Halswirbel an einer Porzellanskulptur - und war auf der Stelle tot. Doch ihr Ableben sollte nicht umsonst gewesen sein, denn von diesem Tage an benutzte ein kleines Nagetier namens Ferdi ihren Kopf als Schlafplatz und Behausung. Es ließ alles nötige einbauen, was ein moderner Nager halt so braucht: Sanitäre Einrichtungen, eine Murmelbahn (Wobei Murmeln, die durch Schädel rollen, eine amüsante Geräuschkulisse abgeben) und natürlich eine Bonsaifarm. Man könnte fast meinen, daß jetzt mehr Leben in Miss Emilia Marple war, als je zuvor. Obwohl unter den Tierchen die Sage umging, daß schon das eine oder andere Wombat im Rektalbereich verschwunden sei, was natürlich nur reine Spekulation gewesen sein mag, aufgebracht durch Kleintiere und ihre Boulevard Blätter.
Aber was schreibe ich hier eigentlich. Natürlich war Miss Marple gar nicht tot, nein... Sie hatte nur geträumt! Und nun war sie aufgewacht und versuchte sich, am Boden liegend, zurechtzufinden. Behutsam führte sie die Hand zum Gesicht um ihre Hornbrille an die rechte Stelle zu rücken, als sie kurz inne hielt: Vor ihr stand Jemand. Und es war nicht nur Jemand, es war sogar ein ganz bestimmter Jemand. Und ich müsste lügen, wenn ich nicht noch hinzufügen würde: Es war ein so sehr bestimmter Jemand, man mag es kaum glauben wie genau sie das Gesicht dieses so sehr bestimmten Jemand vor Augen sehen konnte. Klar und deutlich sah sie durch ihre, erst kürzlich geschliffenen, Gläser und erkannte in diesem sehr bestimmten Jemand, den berüchtigten Leiter eines Supermarktes. Während sich ihre Augenbrauen erstaunt und verängstigt in die Höhe zogen und ihre Pampers-Senior nun auch nicht mehr nur mit Urin gefüllt war, starrte sie wie gebannt in das Gesicht der Person vor ihr und sah: Eine Statue. Eine Porzellanstatute. Und mit einem Mal überkam sie eine grenzenlose Erleichterung über ihren Irrtum und mit fröhlich verquetschtem Grinsen lag sie auf dem Boden ihres Wohnzimmers und fragte sich, ob man von einem Hund schwanger werden könnte.

Text von: JCB
Der Text ist ca. 10 Jahre alt.

13.11.2014

Hubert - SuzuFA Classics

Der alte Hubert war blind vor Angst ... soeben hatte er Benny versehentlich mit der Miniaturaxt den Kopf abgeschlagen! Wie sollte er dies vor den Nachbarn und vor allem vor den nervenden fragen der Eltern entschuldigen? Er beschloss sich nun erst mal eine Tasse Buckertee zu machen die ihm sein guter Freund Refizuhl erst vor einigen Wochen vorbei gebracht hatte. Behäbig öffnete er den Beutel als ihm eine Federvorrichtung die im Beutel eingebaut war ein Messer in den Kopf rammte. Dummer Hubert! Refizuhl verschenkt nichts!!! 

Text: Dr. Schnitzel

10.11.2014

Gastbeitrag: Freitag war Freutag

TAXI Kaka
Freitag war Freutag: Es gab Theater, und nicht nur das Stück „Dogville“ des hier hoch geschätzten Lars von Triers, sondern auch noch für umme.

Aber vorher gab es das normale Freitagsprogramm zu bewältigen: Einkaufen. Wie immer, wenn es schnell gehen soll, dauerte es ewig. Voller Laden, volle Kassen, Leute, die pausenlos im Weg herumstehen, mit anderen Worten Hektik pur. Dann musste ja auch noch gegessen werden. Und der Herr musste auch noch duschen. Naja, und die Dame musste sich auch noch etwas hübsch machen.

Dies alles führte dazu, dass man nicht wie geplant um entspannten halb sieben, sondern um äußerst knappen kurz vor sieben in der Bahn saßen, und das dann auch nicht lange, da der Herr nach fünf Haltestellen blass und unruhig wurde und an der sechsten mit einem „Ich muss jetzt auf Klo“ aus der Bahn sprang. Nachdem er sich Erleichterung verschafft hatte, war sowohl im Hinblick auf die Uhr als auch auf den Allgemeinzustand des Herrn klar, dass Bahnfahren keine Option mehr war.

Und was tut der verwöhnte Großstädter in so einem Fall? Genau, Taxi, und zwar mit dem kölschesten aller Taxifahrer auf der Welt. Nach viel kölschem Geplauder und einer entspannten Fahrt war man dem Ziel deutlicher näher, als sich zwei Dinge nahezu zeitgleich ereigneten: Plötzlich war Stau, und plötzlich wurde der Herr wieder blass und unruhig. Nachdem der Taxifahrer die Lage erkannt hatte und das Taxi sowieso grade stand, riet er dem Herrn, sich doch an die nächste Mauer zu stellen. Schon im Rausspringen erklärte darauf der Herr lapidar, dass er kacken müsse, und weg war er. Das Taxi mit der Dame bewegte sich inzwischen im langsamsten Schritttempo weiter, und auch die Konversation hielt an, dabei aber deutlich beeinflusst vom letzten Kommentar des Herrn und sehr einseitig. Nach der zunächst unverfänglichen Frage des Herrn, ob die Dame sich denn rund um Köln auskenne, eine detaillierte Wegbeschreibung zu einem wohl bekannten Ort. Und anschließend eine Erklärung in epischer Breite, warum sich dort am besten freiluftkacken lasse, schließlich hätte man dort alles im Blick und könne die Vöglein singen hören. Die Erlösung erfolgte in Form des Herrn, der, erneut erleichtert, am Horizont auftauchte und durch ein Hupkonzert auch den Weg zurück zum Taxi fand. Anschließend und glücklicherweise konnte dank vollem Einsatz das Ziel pünktlich, unproblematisch und zumindest von einer Seite durchaus still erreicht werden. Und glücklicherweise war das Stück dies alles auch wert.


Text: TineKaracho

27.08.2014

Kulturgüter 2 - Der lange Weg nach Berlin

Kulturgüter Teil 2
Hauptbahnhof Köln an einem Mittwoch um 5:30 Uhr. Der Bahnsteig ist leer.

Jennifer sitzt auf einer Bank mit vier Sitzen unter einer Lampe und blättert in der aktuellen Ausgabe der Vogue.
Jennifer ist 30 Jahre alt, bildhübsch, mit langen blonden Locken, die von einigen Haarspangen in Form gehalten werden.

Sie trägt einen grau-blauen Burberrymantel, Pedro García Ballerinas und eine bequeme Majestic-Hose. Neben ihr steht ein Business-Trolley

Ins Bild stolpert nun Felix, offensichtlich stark alkoholisiert. Felix ist ca. 35 Jahre alt. Er hat kurze blonde Haare und eine auffallende Narbe auf dem Hinterkopf. Er trägt eine RayBan, einen rot/schwarz gestreiften Pulli, Jeans und Sneaker. Er schleift einen Bierkasten hinter sich her, in dem der überwiegende Teil der Flaschen bereits geleert ist. Eine der Flaschen trägt er halbvoll in seiner linken Hand. Er lässt sich erschöpft auf das andere Ende von Jennifers Sitzbank fallen und halbiert den Inhalt seiner Bierflasche erneut. Dann herrscht Ruhe, alle schweigen. Der Signalton vor Durchsage erklingt, die Durchsage bleibt allerdings aus. Dann poltert eine Traube japanischer Touristen die nahe Rolltreppe hinauf und gewinnt umgehend Jennifers und Felixs Aufmerksamkeit. Nach kurzem Innehalten stellt die Truppe offenbar fest, dass sie auf dem falschen Bahnsteig stehen. Hektisch wetzen sie zur nächsten Rolltreppe, um das Gleis wieder zu verlassen. Dabei werden sie von einer Taube verfolgt, die ein Selbstbewusstsein ausstrahlt, als würde sie die Gruppe jagen.

Felix und Jennifer sehen der Taube hinterher. Felix Blick bleibt dabei an Jennifer hängen. Er ergreift das Wort: "Schuldigung, weisst Du wie lang der Zuch von Köln nach Berlin braucht? Also der ICE!"

Jennifer legt sich die Vogue auf den Schoß. Man sieht ihr an, dass sie kurzzeitig überlegt ob Sie überhaupt antworten will. Schließlich sagt sie: "Nein das weiss ich nicht. Sie sollten auf den Fahrplan gucken, vielleicht steht da was."

"Richtig!" erwidert Felix. Er steht auf und torkelt einige Sekunden sinnlos auf dem Bahnsteig herum. Jennifer vertieft sich erneut in ihre Zeitschrift. Doch bereits kurz danach lässt sich Felix wieder auf die Bank sacken, wobei ein Stück seines Plastiksitzes knackend abbricht. Er ignoriert dies völlig.

"Das dauert ganz schön lange." sagt er traurig.

"Aber Berlin ist ja auch ganz schön weit weg." erwidert Jennifer aufmunternd.

"Auch wahr." stimmt ihr Felix zu. Sein Kopf beginnt zu rattern.

"Darf ich Fragen was du beruflich machst?"

Jennifer atmet leicht genervt durch und packt ihre Zeitung in Ihre Tasche. "Ich arbeite in der Logistik. Ich bin Teamleiterin Barge Operations. ... In der Logistik. "

Felix sieht sie fragend an und ergänzt: "Und wohin fahren Sie jetzt?"

"Zu einer Fachtagung... irgendwas mit RFID."

"Aha."

Erneutes Schweigen. Jennifer kramt Ihr Handy hervor und beginnt sinnlos darauf zu starren. Die japanische Reisegruppe betritt erneut, diesmal aber unbeachtet, das Gleis. Diesmal bleibt sie leise schwatzend stehen. Auf einem der Nachbargleise fährt mit lautem Getöse eine Diesellok ein.

Felix beobachtet derweil eine Bahnmitarbeiterin, die offenbar gerade die Lieferung für den Speisewagen vorbereitet. Als sie merkt, dass er sie anstarrt dreht sie ihm langsam den Rücken zu.

"Warum rufst du die da nicht mit deinem Handy an und fragst sie wie lange der Zu fährt? brüllt er gegen den Lärm der Diesellok, wobei er mit seiner Bierflasche auf die Frau deutet. Jennifers ausbleibende Antwort zwingt ihn, den Gedanken zu Ende zu führen: "Ach du hast ja der ihre Nummer gar nicht!"

Felix reibt sich die Stirn. "Ich hab ja selber gar kein Handy mehr, das hab ich gestern zerkloppt." Er trinkt an seinem Bier. "Weil gestern wollte meine Tochter mich umbringen." kurze Pause "Die hab ich jetzt in die Psychiatrie gesteckt. Die ist jetzt auf Hal .." er konzentriert sich "auf Halperidohl." Er grinst "Der gehts jetzt so wie mir. Naja, immer noch besser als Papa ein Messer ins Herz rammen." Zufriedenen strahlt er Jennifer an. Die zögert kurz und fragt nun ausweichend. "Und was machen Sie beruflich?"

Felix leert seine Flasche und stellt Sie zurück in den Kasten. "Ich bin Teamleiter bei Subway."

Der quietschend einfahrende Zug beendet das Gespräch. Durch die aussteigenden Reisenden herrscht kurze Zeit ein wenig Durcheinander am Bahnsteig. Jennifer, Felix und sein Bierkasten steigen ein. Jennifer setzt sich, den Trolley zwischen die Beine geklemmt. Felix stellt seinen Bierkasten ab und sieht sich kurz und verwundert in Abteil um. Außer ihnen ist dort nur noch einer der Japaner. Schließlich sieht er das Schild "Erste Klasse". Er lässt seine Schultern hängen und sagt "Och, schade." dann verlässt er den Wagon in Richtung zweiter Klasse. Dabei vergisst er seinen Bierkasten.

Jennifer starrt auf den Kasten der Zug fährt an. Der japanischen Tourist gerät derweil in Panik, da er festgestellt hat, dass seine Reisegruppe noch auf dem Bahnsteig steht. Laut fluchend verlässt nun auch er das Abteil. "Go tsao de!"

“Endlich wieder Ruhe“ denkt sich Jennifer. Nur das leise Summen des fahrenden ICE ist noch zu vernehmen.

Jennifer legt langsam ihr rechtes Bein auf dem Bierkasten ab. Sie sieht sich um und zieht ihn dann möglichst unauffällig unter Ihren Sitz. Dann schlägt sie ihre Vouge auf und liest weiter.

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Inspiriert durch ein Erlebnis von TineKaracho.

Alle Personen und deren Beschreibung sind frei erfunden.

Kulturgüter Teil 1 gibt es HIER

07.07.2014

Wing Commander 5 Prophecy

Game Box
Das Spiel Wing Commander 5 Prophecy von Origin Systems (heute Electronic Arts) erschienen 1997 und setzte neue Maßstäbe für Videoinhalte in Games. Also einer Sache die heute kaum noch genutzt wird. Die Gesamtvideolänge des Games betrug über 96 Minuten in guckbarer Qualität (s. u.).

Hervorzuheben ist auch, dass niemand geringeres als Mark Harmil (aka Luke Skywalker) und Thomas F. Wilson (aka Biff aus Zurück in die Zukunft) für die Videoeinlagen verpflichtet werden konnten. Auch das restliche Cast besteht aus vielen mehr oder weniger bekannten Seriendarstellern. 


Das ganze ist, gemessen an heutigen Standards, nur noch schwer zu ertragen wie dieser Szenen-Supercut zeigt. 



 Das ganze erinnert mich irgendwie an LEXX - The Dark Zone


Inhalt der Box
Amazon verkauft das Game bis heute (Amazon Partner Link).

Der Inhalt der Box besteht aus:
3 CDs
Flughandbuch
Referenzkarte (mit den wichtigsten Tastaturbefehlen)
Informationsblatt zu DIRECT 3D
EA-Registrierungskarte
Epilepsiewarnung und Installationsanleitung
TCS Midway Kampf Informationssystem (Infos zu Raumschiffen, etc.)
Sternenkartenposter

QuellenIMDBWikipedia

23.08.2013

In Bochum gibts kein' Kuchen

Bahnhof Wiesbaden
Vor einiger Zeit fuhr ich mit meiner Großmutter quer durch Deutschland um die Familie zu besuchen.
Meine Oma war damals ca. 86 Jahre alt und suchte einen Begleiter für Ihre Rentnertour, da sie sich alleine nicht mehr so recht traute. Rock n'd Roll mit Gehhilfe wenn man so will. Ich, für meinen Teil, befand mich in meinen Semesterferien und wollte aufgrund der gerade vollzogenen Trennung von meiner Freundin ohnehin niemanden sehen. So beschloss ich Ihr den Roadie zu spielen.

Meine Familie wohnt Quer über Deutschland verteilt. Die Venues verteilten sich also wie folgt:

1. Losfahren, in Köln
2. Omi abholen, in München
3. Onkel besuchen, in Frankfurt
4. Zwei Tanten besuchen, in Bochum
5. Die Großeltern väterlicher Seits in Hamburg besuchen.
6. Omi nach Hause bringen
7. Heimfahren, leben geradebiegen.

Ich glaube meine Oma wusste das sie ihren Zenit, derarte Strapazen über sich ergehen lassen zu können erreicht hatte. Damit Sie mich nicht falsch verstehen, sie ist noch nicht tot oder sowas, aber dies war nach allem was ich behaupten kann die letzte wirklich lange Reise ihres Lebens.

Als ich am Münchener Hauptbahnhof aus meinem ICE ausgestiegen war und standesgemäß dreimal beleidigt wurde, sah ich meine liebe Oma am Bahnsteig stehen. Einen roten Ziehkoffer neben sich drapiert, einen Rosarfarbenen Mantel über den Schultern und ein kleiner Hut mit Tüllummantelung auf dem Kopf. So stand sie da und trotzte den münchener Berufspendlern mit dem Charme der guten alten Zeit. Ein zuckersüßer anblick.
Ich nahm ihren Koffer und wir bewegten uns auf Gleis 8, in den ICE Richtung Frankfurt, unserem ersten Ziel.

Es war ein wunderbarer Roadtrip wir besuchten Onkel Bernd in Frankfurt, der mit seiner Frau Margret stolz seine komplizierte neue Gartenteichinstallation samt Koisammlung präsentierte. Wir aßen Gulasch und ich schlief auf der gemütlichsten Gästezimmermatraze die mein Rücken jemals berühren durfte.
Danach besuchten wir meine Tanten in Bochum. Heike und Inge, beide geschieden. Aber glücklich! Schlussendlich dann meine Großeltern in Hamburg wo mir das Portemonnaie beim nächtlichen Rummel in St. Pauli gestohlen wurde. Wir genossen unsere Zeit miteinander, ohne viel zu reden. Wir bestaunten die Welt aus unseren Zugfenstern hinaus. Jeder auf die gleiche Art und Weise, obwohl uns ganze zwei Generationen trennten. Rasende latschaften, Wälder, Schlösser und Felder. Alle zogen Sie an unseren Augen vorbei ohne das es viel dazu zu kommentieren gab.
Zwischen Bochum und Hamburg verbündeten wir uns gegen die nervige Mitreisende in unserem Abteil, die wir ärgerten bis sie entnervt ihren Platz aufgab. Und auf der Rückreise schlief sie an meine Schulter gelehnt ein, wie noch vor wenigen Wochen meine Freundin. Wieder in München angekommen trug ich ihren Koffer zum Taxi. Ich frug wie es ihr gefallen hatte. Sie sagte: 'War gut alles, bis auf Bochum.'

'Was war denn in Bochum?' erwiderte ich verwundert.

'Na in Bochum gabs kein' Kuch' Antwortete Sie mit hämischen Lächeln, bevor das Taxi sie endgültig aufsog.

Ich blieb stehen und winkte bis ich sie nicht mehr sehen konnte. Dann fuhr ich Heim.


16.08.2013

Buchklumpen - Eine Kleinstadtszene

In der Fußgängerzone einer klassischen, deutschen Kleinstadt sitzt Bettina vor den abgeschalteten Kugelbrunnen und beobachtet wie ein Betrunkener seine Zigarette in einer der Brunnendüsen ausdrückt. Bettina ist hübsch. Auf ihrem Schoß liegt das Buch: Ende gut ... von Sibylle Berg. Würde man sie fragen, wie sie es findet, sie würde sagen: 'Sehr gut, aber viel zu anstrengend.' Der Betrunkene stolpert ins Off und John betritt die Szene. Gefühlt halb so alt wie Bettina, Undercut und vollgefressen. 

John: 'Ouff! ich setz mich mal dazu.'
Bettina: 'Wenns denn sein muss.'
John: 'Hab grad aus versehen zwei Döner bestellt und wollte das überflüssige jetzt nicht einfach wegwerfen. Verschenken konnte ich es nicht, unsere Obdachlosen zieht es ja eher in die Metropolen.Versuchen sie so mal jemanden zu finden der ein Umsonst-Döner annimmt.'
Bettina : 'Sie meinen die gehen alle nach Köln?'
John, reibt sich den Bauch und blickt auf den Brunnen aus dessen Düse leichter Rauch quillt. Anscheinend brennt die Zigarette des Betrunkenen noch: 'Naja, von mir aus auch Köln. Was treiben sie hier? Ich kann mir kaum vorstellen das sie hier die Aussicht genießen.'
Bettina : 'Nein. Ich habe versucht zu lesen.'
John: 'Oh lesen! Das Hobby der Nörglergeneration. Was lesen Sie denn?'
Bettina : 'Ende gut ... von Sibylle Berg.'
John: 'Und wie ist es.'
Bettina drückt sich ins Hohlkreuz: 'Sehr gut!' Eine kurze Pause entsteht und Bettina sackt wieder in sich zusammen: 'Wissen Sie, ich hatte neulich Urlaub, das ist wenn man nicht arbeiten muss.'
John: *rülpst mit geschlossenem Mund* 
Bettina : 'Und wenn man als aufgewachsener Urlaub hat, macht man sich immer Gedanken über sich selbst und son Blödsinn. Was will ich noch vom Leben? Was vernachlässige ich? Wie will ich sein? Denn und das ist für Sie jetzt eventuell ein Hammer, diese verkackte Selbstfindung hört nie auf im Leben, glaube ich zumindest. Bin ja jetzt keine 90 oder so, aber immerhin schon 30. Also ein bisschen sollte ich mich auskennen.' Bettina starrt kurz ins leere. 'Man macht das, während seines Urlaubes, weil man vorher einfach keine Zeit für derarte Gedanken hat. Sie wissen: Fitnesstudio, Saufen, Arbeiten, blablabla. Einfach immer nur Stress.'

John: 'Etwas derartiges hatte ich bereits befürchtet als ich 19 wurde und sich einfach nichts veränderte.'

Bettina: 'Wann wurden Sie 19?'

John: 'Letzte Woche.'

Bettina: 'Oh.'

Bettina such mit den Augen kurz nach ihrem letzten Gedanken um fort zu fahren. Sie findet ihn: 'Es wird nur noch schlimmer! Das verspreche ich Ihnen. Jedenfalls, hatte ich dabei so das Gefühl, ich lese zu wenig. Mann kann sich nicht als Intelektual positionieren und immer nur über die Schullektüren sprechen, Macbeth, Homo Faber, die Verwandlung, dieser Scheiß, sie verstehen?'

John: 'Sicher.'

Bettina : 'Also, hab ich mir gedacht, nutz den Urlaub zum lesen. Lies ein Buch! Etwas mit Anspruch, weil ich lese ja sonst nicht. Ich bin dann in einen Buchladen gegangen dafür. Nicht über Amazon! Nein! In einen richtigen Buchladen, mit Staub und unfreundlichem Verkäufer. Jedenfalls habe ich mir da drei Bücher gekauft. Zwei schwere und ein leichtes. Die Idee dahinter war, im Urlaub erstmal die schweren zu lesen. Um eben den Geist zu beflügeln und son Scheiß. Das leichtere war dann zum anfixen für nach dem Urlaub. Damit es mehr Spaß macht. Positive Reinforcement eben.'

John: 'Und? Hat es geklappt?'

Bettina: 'Nunja.. Die beiden schweren hab ich gelesen.'

John, schockiert: 'Und Sibylle Berg soll leicht sein?'

Bettina:  'Nein. Ich hab es nur mitgenommen weil... weil ich das leichte nicht mehr lesen mag. Es ist einfach langweilig. Sibylle Berg habe ich nur dabei um intelligent zu wirken. Das andere Buch liegt zu Hause, halb gelesen.'

John: 'Also war es schlecht?'

Bettina : 'Nicht wirklich. Einfach nur mega langweilig oder zu lang. Ich bin da gar nicht sicher. Ich glaube Unterhaltungsliteratur ist immer zu lang. Ich hab überhaupt keine Lust mehr den Müll zu lesen. Ich meine wer braucht 500 Seiten für ne blöde Geschichte?  Ich sehe die Zeit als verschwendet. Ich denke das ist auch der Grund für mein Problem. Anspruchsvolle Bücher belasten mich zu sehr in meinem Alltag und diesen Schund will ich überhaupt nicht lesen. Ich meine wofür gibt es Kinos? Bücher können für mich kein Kurzweil sein, da ich Tage an ihnen lese. Sie müssen mir einen deutlichen Mehrwert bieten. Leider ist Unterhaltung immer nur Massenware. Und so bleiben mir die Sibylle Bergs dieser Welt und dieses fade, deprimierte Gefühl beim lesen eines guten Buches. Wer sich wie 70 fühlen möchte, sollte übrigens das Schloss lesen.'

Bettina resigniert und schweigt einige Sekunden. John stößt erneut auf. Es herrscht stille. Vereinzelt zwitschern einige Spatzen.

Bettina steht auf. John sieht zu ihr auf: 'So ist es und das habe ich heute realisiert und das finde ich schade. Sehr schade. Auch wenn ich ein wenig stolz darauf bin so anspruchsvoll zu sein.'

John: 'Hmm. Interessant.... denke ich.'

Der Betrunkene tritt zurück in die Szene. Er torkelt langsam an eine der Brunnenkugeln und übergibt sich darauf, so das die Kotze gleichmäßig an ihr herabläuft, ähnlich einer Melasse.

John, hat einen Geistesblitz: 'Da fällt mir ein, ich hab ne Playstation zu Hause, wollen wir zu mir gehen und ungeschützt Ficken?'

Bettina : 'OK'

Ende.

Buchlinks:
"Ende Gut ..." auf Amazon
Macbeth
Homo Faber
Die Verwandlung
Das Schloss


01.06.2013

Ein Gast im Hotel

Ich starrte den langen Flur entlang. Art Decor stellte ich zu meiner eigenen Überraschung jetzt erst fest. Hubsche Tapeten. Die Luft roch pilzig. Üblich für alte, schlecht beheizte Gebäude.

Ich beobachtete ihre Kontur die sich hinter der Milchglastür am anderen Ende des Flures langsam auflöste.
Sie hatte den Brief vergessen log sie und mir war klar was das bedeutete. Sie brauchte diese Bürokratie. Etwas um sich vorzumachen, dass das alles, was wir hier taten seinen geordneten Sinn hatte.

Ich wendete Ihr meinen Rücken zu und zücke die erbärmlich platt gesessene Softbox, zusammen mit dem grünroten Feuerzeug, dass ich gestern erst gekauft hatte aus meiner Gesäßtasche. Mein Ziel war das andere, hinter mir gelegene Ende des Ganges, der Ausgang aus diesem Alptraum. Vorsichtig pulte ich eine verdrehte Zigarette aus der Packung. Sie war natürlich gebrochen und zwang mich, sie auf halbe Länge herunterzukürzen.

Zigaretten haben eine für Raucher perfekt abgestimmte Länge. Länger ist eklig, kürzer zu wenig und so war mir sofort bewusst, dass diese Zigarette mich nicht beruhigen würde.

Mühsam öffnete ich die Eingangstür, deren Scharniere sandig knirschten um damit, so schien es mir, ihre eigene Ablösung heraufbeschwören zu wollen. Alles in diesem Gebäude war alt, vermodert oder kaputt.
Mein Arbeitsort war die perfekte Allegorie auf das Leben. Wie ein Gebäude nutzt man auch sein Leben mit jedem Tag den man darin verbringt langsam ab. Die Frage, die man sich an einem Punkt stellen muss ist die, ob man in einer trostlosen Ruine Enden will oder ob es Zeit ist Farbe und Mörtel zu organisieren, um die Flure wieder auf Vordermann zu bringen. Die Kaputten Lampen werden ausgetauscht, die Tapeten und auch die Scharniere. Sicher, man wird nicht alles Reparieren können und die Risse in den Wänden liegen weiterhin unter den Mörtelnarben. Vielleicht fehlt sogar das Geld für neue Türscharniere. Dann ist es etwas Öl das zumindest das Quietschen verstummen ließe. Vielleiht stellt man sich aber auch die Frage ob sich vielleicht auch nur noch ein Abriss lohnt. Fakt ist: In jedem Gebäude liegen Glück und Unglück gleich nah beieinander. Und tragischer als jede schlechte Entscheidung ist nur ein passiver Schwebezustand. Denn unser Leben ist eine Ansammlungen aus Enttäuschungen, Ernüchterungen, Verletzungen und Trauer die uns zwingt Kulissen zu bauen in denen wir noch Glück empfinden können. Das ist ein Zustand, der kurz nach der Geburt beginnt. Vielleicht ist es der Moment in dem ein Kind lernt, dass es nicht bloß schreien muss, um das zu bekommen was es will. 

Wenn wir diese Kulissen gut bauen, dann erleben wir Momente wahren Glücks und wahrer Zufriedenheit. Wir vergessen die paar Kilo die wir zu viel auf den Rippen haben, den streit von Gestern, das chronische Pieksen im Rücken. Und vielleicht halten Leute das jetzt für morbide, depressiv oder schwarzseherisch. Aber mir scheint als sei diese Selbsttäuschung jede Mühe wert und das was das Leben schlussendlich wunderbar und einzigartig macht.
Meine Gedanken hörten nicht mehr auf zu Kreisen.
Das Licht im Flur sprang wieder an. Ich drehte mich ein letztes mal um und ging los, Richtung Hauptstraße.


Draußen fand eine weitere Ankündigung statt. Kalte Regentropfen erzählten mir vom Winter und das er vielleicht demnächst vorbeischauen wolle. Wiederwillig stellte ich mich den Tropfen, die Dramatik des Rauchens findet heut zu Tage im freien statt. Drinnen geraucht wird nur noch in deutsch produzierten Filmen oder an sehr tristen Orten.

Das Feuerzeug erledigte seinen Job zuverlässig und schnell stand ich in meinem Qualm, meiner kleinen Blase in die niemand hinein will. Rauchen ist auch ein mittel der Isolation.
Ich bin sicher das in den kommenden Jahren Rauchen das Hobby der Einzelgänger und Soziopathen wird. Die, die ihr Umfeld auf Distanz halten oder absichtlich Quälen wollen. Es wird so weit gehen das die Medien Zusammenhänge zwischen Rauchen und Amokläufen zu erkennen glauben.

Mein Blick wanderte das Gebäude hinauf. Seine graue Gestallt mischte sich fast konturlos mit dem ebenso grauen Himmel. Kalte Tropfen bohrten sich in meine Augen. Ich blinzelte dem entgegen.
Das Licht in ihrem Büro ging an. Ihr hektischer Schatten wippte deutlich erkennbar im Raum herum.

Ich starrte ihren Schatten an, unfähig meine Augen abzuwenden. Verwaschene Konturen die bizarre Mosaike formend an ihrem Aktenregal umherwabberten. In diesem Zustand verbrachte ich einige Minuten. Meine Zigarette verglühte, ohne dass ich noch einmal an ihr hätte ziehen können. Erst als das Licht in ihrem Büro erlosch erwachte ich wieder aus meiner Trance.

Mein Blick fiel zurück zur Tür. Das Licht im Flur war zwischenzeitlich erloschen. Ich hatte es nicht bemerkt, bis zu diesem Zeitpunkt. Ich fokussierte die Tür aus der sie gleich zu mir in den Regen treten würde. Ich stellte mir vor wie sie vor mir stand, mich anstarrte. Sie sah müde aus heute. Sie sah eigentlich immer müde aus. Seit sie aus dem Mutterschaftsurlaub zurück war sah sie müde aus. Es machte den Eindruck, als sei ihr klar geworden das es nettere Möglichkeiten gab seine Zeit zu verbringen. Und jetzt ertrug sie ihre Arbeit nicht mehr und alles was damit verbunden war.
Ich konnte es ihr nicht übel nehmen, aber die Tatsache, das ich es war, der an der Front stand ließ sie in meinen Augen nur noch kalt und egozentrisch wirken. Sie würde also durch diese Tür treten mir den Umschlag hinhalten und etwas sagen wie "Er bis Sonntag im Hyatt. Und machen Sie bitte nicht wieder so eine Sauerei wie letztes mal! Ich will nicht, dass die Medien jedes Detail ihrer Arbeit durch den Äther jagen!"

08.05.2013

James Dean war ein Wichser

Mir Fehlt es nicht an an Schlagfertigkeit sondern an Geschwindigkeit. Viel zu oft gerate ich an Vollidioten, vor allem in Bahnen, die mir mit ihren schlechten Vibes ins Revier pissen wollen. Köln hat eine Menge zu bieten wenn es um verkackte Arschlöscher geht die öffentliche Verkehrsmittel nutzen.
Jedenfalls Frage ich mich im Moment wieso mir die wirklich guten Antworten immer erst dann einfallen wenn die Hydraulik die Tür gerade wieder zugepresst hat. Nur einmal hatte ich Glück. Beim Einsteigen in einen viel zu vollen Wagon rempelte ich in eine Dame, eine Lapalie, ich entschuldigte mich. Beflügelt vom plötzlichem Körperkontakt glaubte sie in mir ihr Ventil gefunden zu haben. Bereits nach der ersten Verbalattake legte ich meinen Kopf auf ihre Schulter und begann ein zufriedenenes Schnurren. Von da an war empörte Stille und in der nächsten Station stieg sie aus....
Wenn mir das in 50% aller Fälle gelingen würde wäre ich ein glücklicher Mensch.

15.04.2013

Montag-Nachmittag

Montag
Ein sehr kleiner Raum. John Butcher sitzt an seinem Schreibtisch. Er raucht und knibbelt genervt an seinen Fingernägeln.
Sein Gesicht wirkt müde und eingefallen. Er scheint auf jemanden zu warten.

Die Gegensprechanlage knarzt: "Mr. Butcher?"
John, drückt hektisch seine Zigarette in den Aschenbecher: "Ja?"
Gegensprechanlage: "Ich habe hier Jeff Slater am..."
John unterbricht sie harsch: "Schicken Sie ihn rein!"
Gegensprechanlage: "Das geht nicht Sir."
John: "Warum geht das nicht zur Hölle?"
Gegensprechanlage: "Nun ja, er hat angerufen, Sir. Ich könnte Ihn durchstellen. Wäre das in Ordnung?"
John: "Achso, ...  jaja, machen sie eben das."

Die Gegensprechanlage knarzt erneut. Butcher knibbelt einen letzten Fetzen loser Haut von seinem Daumen und starrt angespannt auf das Gerät. Das Neonlicht in seinem Büro startet ein leises flirren. Einer der Kondensatoren beginnt langsam sein Ableben vorzubereiten.

Mr Slater drohnt durch die Gegensprechanlage, so laut, dass John erschrocken zusammenzuckt: "Hallo Mr. Butcher! Hören Sie mich?"
John: Ja ich höre Sie Mr. Slater. Ich dachte sie wollen mich besuchen?!
Slater: Ja Butcher oder lassen sie mich John sagen. John. Es gibt Tage, John, da kommt einem einfach alles in die Quere. Tage an denen möchte man gar nicht erst das Bett verlassen. Kennen Sie solche Tage auch John?
John: Ja, die kenne ich Sir. Wenn sie sich häufen sollte man Urlaub nehmen.
John sammel kurz seine Gedanken: "Sir. Wenn ich mir die Frage erlauben darf. Was ist so dringend, dass sie gerade mich sprechen möchten? Ich meine, meine Abteilung C64-Schadeneingrenzung ist nunmal nicht unbedingt Thema für die Führun..."
Slater unterbricht ihn weltmännisch: "Schnickschnack Mr. Butcher ... John. Six Sigma. Ein Guter Geschäftsführer kennt jedes Detail seines Unternehmens."
John: "Da haben Sie recht Sir. Wie kann ich denn nun helfen?"
Slater: Nun Ja, Butcher ... es ist eine Kleinigkeit. John! Ich meine natürlich John! Ich komm dabei immer durcheinander, verzeihen sie. Es ist keine wilde Sache. Wie sie wissen, habe ich seit dem Attentat vor drei Wochen leichte Schwierigkeiten. Das gehen fällt mir schwer. Wussten Sie das?"
John: "Ja Sir, es war mir im Fernsehen aufgefallen."
Slater: "Richtig. Und als Führungskräft eines multinationalen Konzerns ist es etwas ungünstig nicht richtig laufen zu können. Peinlich, irgendiwie. Ich meine was sollen die Kunden denken?"
John: "Sir, ich verstehe nicht wohin das ganz ..."
Slater: "Mr. Butch. Ich hatte mir ihr Datenblatt angesehen, sie wissen, bei der Einstellung, die ärztliche Untersuchung. Mr. Butch, dabei ist es mir aufgefallen. Ich wollte sie daher natürlich auch persönlich fragen. Mr Butch, ich benötige ihre Beine."
John: "Meine was?"
Slater: "Ihre Beine! Ich meine, dass ist ja auch in ihrem Interesse."

Beide Schwiegen.

Slater: "Die Robotoreinheit ist bereits unterwegs. Das wird schnell und unbürokratisch erledigt sein, keine Sorge, den Rollstuhl spendiert die Firmkrrschz..."
John drückt auf den Gespräch-Beendet-Knopf. Er blickt nervös in seinem Zimmer umher und wählt kurzentschlossen seine Sekretärin an.
John bestimmend, deutlich: "Hören Sie, egal wer mich sprechen möchte, ich kann nicht. Auch wenn es der liebe Gott ist, ist das klar?

Einige Sekunden vergingen.

Gegensprechanlage: "Geht klar Sir."

John sprang panisch aus seinem Stuhl und durchsuchte sein würfelartiges, fensterloses Büro nach einem Ausweg. Kritisch betrachtete er die Deckenplatten. Wenn man sie abnehmen kann, könnte darunter genügend Platz zur Flucht verfügbar sein, stellte er fest.
Er kletterte auf seinen Tisch um sich die Platten genauer anzusehen. Nervös strich er sich seine Hose glatt bevor er zaghaft begann eine der Deckenplatten anzuheben.

POCK POCK POCK!!!! Klopfte es an der Tür.

John erschrak so sehr, dass ihm die Platte zusammen mit einer großen Ladung Staub zu Boden krachte. Aus dem Staub flüchteten panisch einige Seg-Spinnen die sich mittlerweile im gesamten Gebäude ausgebreitet hatten.
"Einen Moment, ich bin nicht angezogen!" rief er nervös in Richtung Tür. Gleichzeitig begann er damit sich langsam in die staubigen Eingeweide des Gebäudes zu ziehen. Viel Zeit bliebe ihm nicht mehr, bevor die Elektronengehirne das Zimmer stürmen würden.

Vor der Tür saß Jessica an ihrem Schreibtisch und warf einen gelangweilten Blick auf die beiden Robotoreinheiten. Klobige Kästen mit weißem Perlmutartigem Plastik überzogen. Da wo man nach dem Gesicht suchte hatte man nur eine kreisrunde schwarze Fläche verbaut um dahinter die üblichen Sensoren verbauen zu können. Diese Roboter waren nicht für zwischenmenschliche Interaktion konzipiert, sondern vielmehr für das erledigen fein vordefinierter Aufgaben. Der eine begann gerade damit, dass Türschloss von Mr. Butcher aufzubohren. Der Andere schien noch auf seinen Einsatz zu warten. Er hat eine merkwürdige Säge an seinem Funktionsarm befestigt.

Angeödet wand sie ihren Blick wieder auf ihren Holoschirm wo sie ihr Friendface-Profil aufgerufen hatte.

Sie hasste Montage.

31.03.2013

Kulturgüter

Kulturgüter
Fotomontage: DannyWeinkauf
Eine pariser Busgruppe verlässt Ihren Reisebus in der Nähe einer berühmten hamburger Bauruine. Am Bushalteplatz gibt es zwei Mülleimer, ein Regendach, eine Stadtkarte und ein auf Touristen spezialisiertes Kiosk, das u.a. Kaffee, Würstchen und Postkarten verkauft. Der Besitzer des Kioskes heißt Walter. An der Kasse steht heute Karl, der seit über 20 Jahren für Walter arbeitet. Die Reisegruppe schlurft heran. Peter, der Stammbiergast, tritt einen Schritt zur Seite um Platz zu schaffen und beobachtet die Szenerie. Die Franzosen, alle in einem durchschnittlichen Alter von 50 kaufen Postkarten und Würstchen, die sie dann in einer ruhigen Menschentraube verspeisen. Es ist kalt und regnet leicht, daher stellt sich die Gruppe unter den 20 Meter entfernten Regenschutz

Karl: „Guck se Dir an.“
Peter: „Ja! ... wen?“
Karl: „Die Franzosen, das kulturlose Pack!“
Peter: „Ja, so sinn se, die Franzosen. Noch ein Astra bitte.“
Karl: „Kommt!“

Ins Bild tritt Jennifer. 25 Jahre alt, bildhübsch, mit kurzen blonden Löckchen und leicht verfilzter Frisur. Sie trägt einen Burberrymantel, hochhackige Boss Stiefel und eine eng sitzende Escada-Hose. Karl und Peter sabbern sie an. Jennifer tritt an den ersten Mülleimer heran und greift mit ihrem ganzen Arm hinein, wühlt ein wenig und zieht eine Bierflasche heraus. Deren Inhalt gießt sie mit respektablem Abstand zu ihren Schuhen in den nächsten Rinnstein. Das Bild wiederholt sich an der zweiten Mülltonne aus der sie zudem noch eine Colaflasche entnehmen kann. Sie packt die Flaschen in ihre Pradatasche und bewegt sich Richtung Kiosk.
Dort angekommen knallt sie die Flaschen auf den Tresen.

Jennifer: „Hier das sind 31 Cent plus...“ sie kramt in ihrer Tasche „... 5 Euro und 69 Cent! Ich hätte bitte einmal die neue Vogue.“

Karl stutzt kurz und macht wie gewünscht.

Karl: „Hier einmal die neue Wogue. Und Ihr Wechselgeld.“

Schweigen. Peter ist sichtlich unruhig. Er kämpft mit sich. Nach kurzer Zeit schafft er es nicht mehr sich zurück zu halten.

Peter, forsch: „Was haben Sie da eben gemacht?“
Jennifer: „Wer, ich?“
Peter: „Ja Sie.“ Antwortet er und nimmt einen großen Schluck aus seiner Flasche.
Jennifer: „Achso, Sie meinen die Bierflaschen. Ja ich habe soeben festgestellt, dass mir ein paar Cent fehlen und gerade fühlte ich mich so modetechnisch unterinformiert. Da musste ich irgendwie tätig werden. Ich konnte nicht anders, dass ist irgendwie wie so eine Sucht, verstehen Sie?“
Karl: „Und dann wühlt so ne hübsche Dame im Müll?“
Jennifer: „Ja das tut sie ich mein wenn hier jemand anderes gewühlt hätte wär das ja auch nicht schlimm gewesen, oder? Ich meine, keiner von uns hat ja eigentlich noch was zu verschenken, oder?“
Karl, Peter: „Nein, nein!“
Jennifer: „Sehen Sie, ist doch alles gut.“
Karl: „Darf ich Sie dennoch fragen was Sie beruflich machen?“
Jennifer: „Kein Problem, ich beantworte gerne die persönlichen Fragen schmieriger alter Männer. Genau genommen bin ich noch gar nicht berufstätig. Ich studiere BWL und stehe im Moment kurz vor meiner Diplomarbeit, da kriegt man manchmal so Anwandlungen. Wissen Sie, selbst als BWL Student ist ja die finanzielle Zukunft derzeit ungesichert, wegen der Krise.“
Peter, überzeugt: „Jenau! Ich bin Arbeitslos und der Staat macht nix.“
Jennifer, betont: „Genau das meine ich. Und irgendwie will so ein Burberrymantel ja bezahlt werden, da muss man dann schon was für machen. Grundsätzlich sind die Sachen die ich trage eigentlich viel zu teuer für mich aber sie sind so schön weich."
Karl: „Ich hatte auch mal son Pulli, der war weich, der war auch wat Edeles. Hatte meine Gabi beim Karstadt jeholt, hat 30 Euro gekostet. Dat scheiß Ding ist dann nach der 10 Wäsche eingelaufen, da hamm wa dat meinem Neffen geschenkt, dem passte dat. Wat hat Ihr Mantel denn gekostet?“
Jennifer, trocken: „2400 Euro.“

Schweigen...

Peter: „Achso.“ Nimmt einen Schluck.
Jennifer blickt auf die Uhr: „Oh! Schon so spät. Ich muss los, Zusammenschreiben, tschö.“
Peter und Karl: „Wiedersehn“

Die Szene bleibt still. Jennifer verschwindet im Dunst des Nieselregens. Peter macht sein Bier leer.

Peter: „Machst mir noch ein Astra, Meister?“
Karl: „Klar dat.“ Und blickt zurück zu den Franzosen.
Einem Herrn in der Gruppe ist gerade sein Würstchen runter gefallen. Er hebt es auf, wischt es grob ab und beißt hinein.

Karl: „Echt keine Kultur diese scheiß Franzosen.“
Peter: „Ja, echte Pottsäue sind dat.“

Blendet aus...

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TEIL 2 - Kulturgüter II -  Der lange Weg nach Berlin.

28.03.2013

Kuschelkrieg

Entspannung pur
(Bild: DannyWeinkauf)
Wenn man in einem Bett liegt, auf welches einen die eigene Freundin gelockt hat, und auf dem Sie einen mit dem sanftem Druck ihres Körpergewichtes fixiert hält, dann ist an das schreiben großer Texte nicht mehr zu denken. Ein Synonym für Schreibblockade könnte also auch "Frau" lauten.

Es ist genau diese Situation, in der ich mich gerade befinde. Heruntergelockt in ihr Zimmer, mit einem frischem Kaffee den sie mir unter die Nase hielt. Im TV läuft gerade "die Geisha" von "Stephen Spielberg". Es ist die Verfilmung des "total schönen Buches", das sie vor kurzem gelesen hat. Nach drei Sätzen die ich gerade noch auf das Papier bekomme verlangt sie Ihren ersten Kuss. Bei Frauen scheint es sowieso nur Kussbedarf zu geben wenn Mann beschäftigt ist. Als großer "Dr. Who" Fan befürchte ich schon länger das Frauen interdimensionale Wesen sind, welche sich von der Potential- und Kreativitätsenergie männlicher Gehirne ernähren. Ich wende mich ab von meinem Zettel und erläutere ihr meinen Gram und meine Befürchtungen. Eben jene die ich Ihnen, lieber Leser, gerade kundgetan habe. Ihre Reaktion, beleidigt. Frauen, auch meine Lebensabschnittsgefährtin, besitzen gegen derartige Angriffe ein doppelläufiges Verteidigungssystem. Und so kommt es, dass mein Angriff sich beim Anblick ihres nackten Busens in weit verstreute Unschärfe zersetzt. Mit letzter Kraft drehe ich mich zur Seite. Ihr Körper folgt meinen Gedanken. Etwas von dem, von dem ich mich abwende schmiegt sich an mich. Wärmt meine Seite. Eine Stimme erklingt. Es ist eine erschöpfte Stimme. Sie sagt: "Mir ist kalt Foxi." Ich habe verloren.

24.03.2013

Ich rauche heimlich im Betrieb.

Früher war ich Nichtraucher. Aber jetzt rauche ich heimlich im Betrieb. Ich habe es angefangen, nachdem ich eingestellt wurde und nun verbringe ich meine Frühstückspausen in Raum 22. Da kommt selten jemand hin. Ich habe mich heute in das Mädchen verliebt, das die neue Telefonanlage installiert. Aber diese Liebe ist zwecklos. Denn ich habe ein dunkles Geheimnis. Ich rauche heimlich im Betrieb.

17.03.2013

Kurz vor Erich ...

Als die Frau, die ich gerade versuchte zum singen auf die Bühne zu zwingen antwortete: "Ich nicht, aber meine Tochter kann ja! ..." und ich gleich darauf in ein angstverzerrtes Kindergesicht blickte, wurde mir wieder einmal klar, wie minderwertig Menschen doch sind.

10.03.2013

Zug(un)glück

Der schönste Moment beim Morgendlichen zur Arbeit/Schule KVB fahren ist doch immer wenn man die erste Bierdose aufzischen hört. Der wohlige Duft des vergorenen Hopfens, der pilzsporenartig durch die Kabinen schleicht, verweist einen dann immer wieder mit zielstrebiger Genauigkeit aufs nahende Wochenende. Prost Ihr armen Seelen!

07.03.2013

Prof. Dr. Sven Führrath

Der Talk
Ich treffe den renommierten Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Sven Führrath in einer Kölner Kaffeehauskette. Bevor er sich zu mir an den Tisch setzt bestellt er einen schwarzen Kaffee (House Blend / Bold). An der Theke streut er sich noch einen ordentlichen Schuss Muskatnuss in sein Getränk. Er trägt einen ausgewaschenen Cordanzug und kommt Gerade von einer Pallindrom-Tagung. Er verzichtet auf die Nennung seines Professortitels.

DannyWeinkauf: Sehr geehrter Herr Dr. Führrath. Jüngst fielen Sie häufiger in den Medien auf. Vor allem Ihre Polemik in Der Bald-Zeitung sorgte für große Diskussionen. Der Titel lautete "Wenns nach mir ginge, könnte man all diesen Angelsächslern in den Kopf schießen bis denen das Hirn rausexplodiert!". Stehen sie den Anglizismen in der deutschen Sprache wirklich so kritisch gegenüber wie es der Artikel vermuten lässt?

Dr. Führrath: Yes.

Lange Pause

DannyWeinkauf: ähm...

Dr. Führrath (lachend): Keine sorge, das war ein Spaß. Ich wollte nur endlich mal beweisen, dass wir Sprachwissenschaftler gar nicht so verbohrte Spießer sind, wie man immer denkt und wir durchaus auch über etwas wie Selbstironie verfügen. Wissen Sie, uns ist schon bewusst das Sprache sich entwickelt und diese Entwicklung nicht zu stoppen ist. Nehmen wir z.B. das Wort Handy. Klingt nach englisch, ist es aber nicht. Wenn man einen Engländer oder Amerikaner nach seinem Handy fragt antwortet dieser meist nur mit Gegenfragen. Die englische Bezeichnung für Handy lautet Mobile Phone oder Cellular Phone umgangssprachlich sagt man dann auch gerne mal Cell oder Mobile. Vor allem ersteres finde ich niedlich.

DannyWeinkauf: Interessant. Ich habe gesehen, dass Sie sich gerade Muskatnuss in den Kaffe geschüttet haben, mögen Sie Muskatnuss?

Dr. Führrath: Eigentlich überhaupt nicht, ich wusste nicht das das Muskatnuss ist, der Streuer sah nur so schön aus, da wollte ich ihn ausprobieren.

DannyWeinkauf: Die Eigentümerin des toskanischen Weinguts „Badia a Coltibuono", Emanuela Stucchi Prinetti antwortete neulich in einem Interview mit der WirtschaftsWoche auf die Frage: "Paris oder London?"; dass sie es liebe zur Abwechslung auch mal Französisch zu sprechen. Wie nennt man die "Verfranzösisierung" der deutschen Sprache?

Dr. Führrath: Weiß ich nicht, das ist nicht mein Gebiet.

DannyWeinkauf: Sie sagten gerade eben das Sprache sich fortlaufend weiterentwickelt, warum dann so kritisch in Bezug auf Anglizismen?

Dr. Führrath: Nun ja, ich komme ja ursprünglich aus dem Osten und es klingt einfach ganz entsetzlich, wenn man englische Wörter sächselt, das hat mich schon während meines Studiums genervt. Mann kann sagen das ist jetzt so ein bisschen die Rache an meiner verkorksten Jungend. In Wirklichkeit interessiere ich mich ja vielmehr für die Herkunft von Wörtern und Sprichwörtern. Das ist oftmals lustig und man kann Bücher damit füllen, die die Leute dann auch kaufen.

DannyWeinkauf: Ein Beispiel?

Dr. Führrath: Ja, sofort. Ich kriege nur gerade dieses Interview mit Frau Stupinetti nicht aus dem Kopf. Zum einen ist ja bereits die Frage "London oder Paris?" äußerst blöd, zum anderen scheint mir die Antwort noch unpräziser zu sein. Französisch kann man nämlich durchaus auch in London sprechen wenn einem danach ist, generell muss man sich in keiner der beiden Städte aufhalten wenn man französisch sprechen möchte. Es ist verwunderlich das da, anscheinend, weder der dortige Reporter, Frau Pinetti oder auch sie noch mal genauer drüber nachgedacht haben. Das ist dieses Phänomen mit den Attributen. Wir ziehen ja bereits ausreichend Informationen aus ungenauen Quellen oder zumindest glauben wir das. Dann machen wir uns ein Bild und plappern daher was das Zeug hält, deswegen kommt es aber auch oftmals zu Missverständnissen und Krieg. Zurück zu Ihrer Frage. Meine Lieblings Wort-Herkunft ist Watt, die Maßeinheit für elektrischen Strom. Das Wort hat nämlich nichts mit Watte zu tun sondern ist schlicht und ergreifend der Nachname des Schottischen Erfinders James Watt, ist das nicht witzig?

DannyWeinkauf: (lacht sehr kurz und statisch) Wenn er Schotte ist, also englischsprachig, dann ist das ja quasi auch eine Anglizisme.

Dr. Führrath: (grummelig) Ja stimmt. Aber Quasi sagt man nicht, vielleicht hier in Köln, aber das ist kein richtiges Deutsch.

DannyWeinkauf: Was ist richtiges deutsch?

Dr. Führrath: (lebt auf) Ja! Deutsch ist zunächst einmal eine Sprache. Was viele nicht wissen ist, dass Deutsch nicht nur in Deutschland gesprochen wird, sondern auch in der Schweiz und in Österreich. Deutsch ist, was im Duden steht.

DannyWeinkauf: Warum?

Dr. Führrath: Das habe ich so im Studium gelernt. Wissen Sie, ich hätte ja auch gerne Politikwissenschaften studiert aber dann belächeln einen die Leute immer nur und wollen wissen was man denn damit später machen kann. Sprachwissenschaftler hingegen schreiben Bücher, die sich dann wiederum Leute kaufen, die gerne wissen wollen was eigentlich deutsch ist. Und das ist es auch was ich wirklich, wirklich gerne mache, Bücher schreiben. Erst neulich ist wieder eins fertig geworden.

DannyWeinkauf: Wie lautet der Titel des Buches?

Dr. Führrath: Hab ich vergessen. Aber es ist ein Roman. Es geht um zwei Menschen, die zueinanderfinden. Eine Russin und ein namimbianischer Namas, sie wissen, das Volk das sich über Klick- und Schnalzlaute verständigt. Beide lieben einander, sind allerdings nicht in der Lage sich zu verständigen. So kommt es, dass die Beiden eine eigene Sprache entwerfen. Das Buch beschreibt die Sicht der beiden bis an den Punkt an dem sie auch beginnen in Ihrer Phantasiesprache zu denken. Das Buch besteht also zu jeweils 40% aus Russisch und Khoisan und zu 20% aus meiner Phantasiesprache, die ich liebevoll "Khussi" genannt habe.

DannyWeinkauf: (kritisch) Und wer soll das lesen?

Dr. Führrath: (reisgniert) Bisher leider niemand. Ich habe noch keinen Verlag dafür gefunden. Seit dem E-Books den Verlagen die Kundschaft wegschnappen geht es denen nur noch um Profit.

DannyWeinkauf: Wie geht die Geschichte denn aus?

Dr. Führrath: Da bin ich nicht mehr sicher. Ich bin im Moment wieder im Vorlesungsstress und müsste mich da jetzt noch mal reinlesen, das ist mir zu mühsam.

DannyWeinkauf: Vielen Dank für dieses Gespräch Herr Prof. Dr. Führrath.

Das Interview führte: DannyWeinkauf

03.03.2013

Geld Wechseln

Heute Geld wechseln in Kneipe. Tür offen, ich rein, alle Stühle noch oben!
Ich: "Hallo?"
Antwort: "AAAH NEIN! Wir haben noch zu!"
Ich: "Ähm ich wollte nur Geld wechseln."
Sie dann so: "Geht nicht, ich bin nur die Putzfrau."
... Scheiße hatte ich Angst.

28.02.2013

Heute bauen wir eine Atombombe.

Atombombe für zu Hause
Bumm! (Fotomontage: DannyWeinkauf)
Eine Atombombe kann Städte auslöschen Menschen verbrennen oder einfach nur mal richtig Licht machen an Orten, wo selbiges eher Mangelware ist (z.B. Arsch) aber auch Trendfragen entscheiden darüber, was mit den chicen Massenvernichtungswaffen so gemacht wird. Diese können nämlich gut beleuchtet im Wohnzimmerregal Neidorgien bei geliebten und ungeliebten Gästenauslösen gleichzeitig aber auch ein zufriedenes Strahlen beim stolzen Besitzer. Leider ist dieses Privileg in Zeiten der Rezession und der dünnen Geldbeutel nur den erfolgreicheren Menschen dieser Welt vorbehalten. Jedoch gibt es mit ein bisschen handwerklichem Geschick auch für den kleinen Mann die Möglichkeit ein schickes Bömbchen zwischen die Hummelfiguren zu stellen.

Alles was sie dafür brauchen können sie sich ganz leicht beschaffen (wir verraten ihnen sogar wie)
  • 46,4 kg Uran (Gibt es leider nur beim Fachhändler empfehlen möchten wir hier z. B. Swatch, Regent oder Breitling.
  • ausreichend Sprengstoff (Einfach nach dem Sex in einem kleinen Behälter sammeln)
  • ca. 30 Liter schweres Wasser (Leitungswasser mit Blei, Gold oder am besten Quecksilber (löslich) mischen.
  • 3kg Polonium & Beryllium (z.B. Baumarkt - Schweißdraht)
  • Pappkarton (in Form einer Bombe gibt’s z.B. in Amerika)
Nun zum Praktischen.
Der Fachmann erklärt die Funktionsweise einer Atombombe folgendermaßen:
Das "theoretische" Prinzip für eine Atombombe besteht darin, zwei oder mehrere Massen, die selber gerade noch nicht kritisch sind, sehr präzise innerhalb einer Zeit von etwa 0,1 µs bis 1 ns in einem Volumen zu vereinen. Neutronenreflektoren und -moderatoren verbessern dabei den Prozess der Neutronenausbeute. 

Nichts verstanden? ... nicht so schlimm wir gehen das jetzt alles der Reihe nach durch.

Die Atombombe kann nur explodieren wenn verschiedene mengen Uran in einem kurzen Ablauf (schnell) miteinander in Verbindung gebracht werden. Dies muss innerhalb des schweren Wassers stattfinden da ansonsten die Atome zu heiß werden und verdampfen statt zu explodieren.

Um all dies gewährleisten zu können stellen sie nun erst einmal ein Aquarium in ihrem Pappkarton an in diesem bringen sie dann kreisrund den Sprengstoff an. Auf selbigen kleben sie dann wiederum gut und gleichmäßig verteilt das Uran. dieses teilen sie am besten mit einem scharfen Küchenmesser (nach dem arbeiten mit Uran wird empfohlen sich gründlich die Hände zu waschen.) Wenn der Klebstoff getrocknet ist füllen sie das Aquarium großzügig mit ihrem schweren Wasser. ganz zum Schluss werfen sie noch das Polonium und Beryllium dazu (das ist für die Elektronen-extasse ... die brauchen das). Fertig!

Jetzt können sie endlich stolz auf ihre eigene Atombombe blicken (sollte es nachdem sie ihre Atombombe aufgestellt haben bei ihnen oder mitgliedern ihrer Familie zu plötzlichem Haarausfall kommen wirken sie dem einfach dagegen mit gelegentlichen Jodbädern.

Viele von ihnen wollen sicher auch einmal erleben was für einen Rumms so ein baby macht. Wenn sie ihre bombe testen wollen müssen sie im bürokratischen Deutschland allerdings erst einmal eine Erlaubnis einholen da die öffentliche Zündung von Atombomben in Deutschland genauso wie offene unangemeldete Feuer illegal sind. Auf eine Erlaubnis müssen sie in der Regel eine Legislaturperiode warten (am besten auch gleich rechts außen wählen). Bei der Zündung einer Atombombe gibt es einige Bedingungen die sie beachten müssen.
  • Achten sie drauf das sie und evtl. Zuschauer einen genügend großen Sicherheitsabstand haben in der Regel reichen 200 Meter.
  • Bei der Explosion entsteht ein sehr greller Lichtblitz der Erblindung zur folge haben kann schützen sie ihre Augen daher mit einer am besten modischen Sonnenbrille.
  • Duschen sie nach der Explosion.
  • Achten sie darauf das keine spitzen Gegenstände in nähe der Bombe liegen (z.B. Asylbewerberheime, Munitionslager) da sich diese durch die wucht der Explosion zu tödlichen Geschossen entwickeln können.
Nun kann es losgehen ... zünden sie den Sprengstoff der bombe und viel Spaß!

Eine schönere Explosion bekommen sie wenn sie die bombe vor während und nach der Zündung noch mit gebremsten Elektronen beschießen (führt zu Plasmabildung im Explosionskern - Plasma kann gewinnbringend an Bluter und Anämiekranke verkauft werden.)

Nach der Show denken sie auch bitte an die Umwelt und harken die zurückbleibende Strahlung (gelbe streifen in Blitzform) grob zusammen. Diese können sie dann zur Wiederaufbereitung geben oder an eine Comedyschule verschenken. Die übrig gebliebenen teile der bombe können auch noch prima für eine schmutzige bombe verwendet werden aber wie man die bastelt erklären wir erst beim nächsten Mal bis dahin ... bleiben Sie sauber.

24.02.2013

Das Gesetz der Straße

Abzweigungen! Sofern sie nicht nur stumpf als billige Wendemöglichkeit missbraucht werden, können einem romantische Kontraste liefern. So fuhr man eben noch durch eine wundervolle Waldlandschaft und findet sich, nach der Abzweigung, in einem üblen Ghetto wieder, stilecht mit Gangs und Kugel im Kopf.

22.02.2013

Kommunikation

Flugzeug runway fahrwerk
Foto:Stromkeule
Flughafen (Köln/Bonn - Departure) auf dem Weg nach Mallorca blöd herumsitzen und warten. Hinter mir ein Mann und eine Frau.

Frau: "Ich hasse Diskussionen da sin immer zwei Leute mit unterschiedlicher Meinung und man kommt nie zu ner Lösung weil ja jeder recht behalten will, dass iss voll scheiße!"

Der Typ stimmt ihr mit einem deutlichen "ja" zu, ich ihr auch und wünsche mich doch nur eigentlich wieder zurück nach hause in mein Bett.

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